Verschiedene Erlebnisse wie ein Verkehrsunfall, eine schwere Krankheit, ein Verlust, Vernachlässigung in der Kindheit, Krieg, Naturkatastrophen oder (sexuelle) Gewalt können ein Trauma auslösen. In solchen bedrohlichen Situationen reagiert der Körper intuitiv mit Flucht, Kampf oder Erstarrung. Für jede dieser natürlichen Überlebensstrategien mobilisiert das Nervensystem enorme Energie. Bei Flucht oder Kampf wird diese Energie über Bewegung entladen – bei Erstarrung jedoch oft nicht. Bleibt die in der Erstarrung gebundene Energie ohne Entladung oder Co-Regulierung durch einen Mitmenschen, verharrt der Körper im inneren Alarmzustand. Genau dieser eingefrorene Zustand kann zur Entstehung eines Traumas führen.
Dieser Prozess wird als somatische Dysregulierung bezeichnet. Sie hinterlässt ein tiefgreifendes Gefühl von Schutzlosigkeit, Hilflosigkeit und Überwältigtsein. Das Erleben im Hier und Jetzt wird eingeschränkt, ebenso die emotionale und kognitive Verarbeitung. Fehlt die körperliche Regulation – also auch die Co-Regulierung durch eine Bezugsperson – über längere Zeit –, kann es zu Bindungs- und Kontaktstörungen sowie anhaltenden psychischen Folgen kommen.
Trauma bedeutet nicht das Ereignis selbst, sondern die anhaltende Reaktion des Körpers und der Psyche auf eine extreme Bedrohung. Entscheidend ist, ob das Nervensystem nach dem Erlebten zur Ruhe zurückfindet durch die Entladung der traumatischen Energie– oder dauerhaft im Alarm verharrt. Trauma ist deshalb kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck einer überwältigten Schutzreaktion.
Viele Menschen erleben Schicksalsschläge und verarbeiten sie ohne langanhaltende Folgen. Ein Trauma entsteht erst dann, wenn das innere Gleichgewicht – also die Fähigkeit des Nervensystems, in einen regulierten Zustand zurückzufinden – dauerhaft gestört bleibt. Typische Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) sind:
Bei komplexen Traumata – etwa nach jahrelanger Gewalt oder Vernachlässigung – kommen Schwierigkeiten in der Gefühlsregulation, im Selbstbild und in Beziehungen hinzu. Es entsteht eine starke Dysregulierung des autonomen Nervensystems.
Moderne Forschung zeigt: Trauma ist keine rein psychische Erfahrung. Es beeinflusst direkt das autonome Nervensystem, die Stresshormone und die Fähigkeit des Körpers, zwischen Anspannung und Ruhe zu wechseln. Begriffe wie Polyvagal-Theorie haben das Verständnis von Sicherheit, Verbundenheit und Co-Regulation in der Arbeit mit Betroffenen geprägt.
Kinder verarbeiten traumatische Erfahrungen anders als Erwachsene. Erwachsene, die in ihrer Kindheit stabile Bindungserfahrungen gemacht haben, können traumatische Ereignisse in der Regel besser verarbeiten als Menschen mit unsicheren Bindungsmustern. Kinder zeigen ihre Überforderung häufig über Verhalten – etwa durch Rückzug, Unruhe, Aggression oder körperliche Beschwerden. Frühkindliche Traumata können Bindung, Selbstregulation und Entwicklung langfristig beeinträchtigen. Daher sind sichere Beziehungen, Stabilisierung und eine traumasensible Begleitung von zentraler Bedeutung.
Trauma ist behandelbar. Gut erforschte Therapieformen helfen vielen Betroffenen, das Erlebte zu integrieren. Voraussetzung ist ein sicherer Rahmen, das Gefühl von Gesehenwerden und die Möglichkeit, das Nervensystem schrittweise zu regulieren.
Trauma betrifft nicht nur Einzelne. Es betrifft Familien, Gemeinschaften und Systeme. Dazu zählen auch transgenerationale und kollektive Traumata, die über Generationen weitergegeben oder von gesellschaftlichen Ereignissen geprägt werden.
Eine Stiftung kann: